Regie: Aaron Sorkin
Cast: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera, Jeremy Strong,
Chris O’Dowd, Bill Camp, Brian d’Arcy James
USA 2017
140 Minuten
Alles auf eine Karte. Es ist mehr als ein Spiel.
Wenn Aaron Sorkin etwas erzählt, dann tut er das nie halbherzig, sondern im vollem Tempo. Keine unnötigen Längen, kein Geschwätz. Das stellte er mehrfach mit u.a. ‚The Social Network‘ oder „Steve Jobs“ unter Beweis. Der mehrfach ausgezeichnete Drehbuchautor übernahm nun für „Molly’s Game“ erstmals den Regiestuhl. Gleichzeitig verfasste er das Drehbuch für den Film, der auf der Autobiografie von Molly Bloom, denn so heißt sie wirklich,beruht.
Molly Bloom wurde bekannt als die Poker-Queen schlechthin. Smart und Schlagfertig. Wie gemacht für Sorkin. Auch wenn dieser sich zunächst nicht vorstellen konnte diese außergewöhnliche Geschichte zu erzählen. Einer der Gründe war aber auch, dass Sorkin einige der Beteiligten, deren Indentität Bloom stets geheim hielt, kannte und keine „Klatschgeschichten“ erzählen wollte. Doch nach einem Treffen mit Molly Bloom war Aaron Sorkin nach eigener Aussage Feuer und Flamme für das Projekt. Dabei erzählt er nicht ausschließlich Blooms Erlebnisse aus deren Memoiren von 2014. Denn diese enden mit der Verhaftung Blooms durch das FBI. Denn auch das was danach geschah interessierte Sorkin. Er wollte die Lücken schließen, die Bloom nicht (mehr) erzählen konnte.
So erfahren wir in ‚Molly’s Game‘ also mehr, als das Buch zu erzählen vermochte. Und die Geschichte dieser Frau ist so unglaublich, dass sie kaum wahr sein kann. Aber in Amerika ist eben doch nach wie vor (fast) alles möglich. Als vielversprechende Skifahrerin und US-Olympiahoffnung beginnt ihre Karriere. Angeschoben von ihrem ehrgeizigen und strengen Vater Larry Bloom (Kevin Costner). Nach einer schweren Verletzung muss sie den Sport allerdings aufgeben.
Bevor das obligatorische Jurastudium beginnen soll, nimmt sich Molly ein Jahr Auszeit und landet in Los Angeles. Bei einem Nebenjob soll Molly für ihren Boss Pokerrunden organisieren und betreuen. Der Auftakt ihrer neuen Karriere. Aus dem Jurastudium, das bald Jahr um Jahr verschoben wird, wird bald nichts mehr.
Sie kommt in Kontakt mit einer ihr bisher verborgenen Welt. Eine Welt der Reichen und A-Promis. Die Spiele beginnen. Schnell übersteigen ihre Einnahmen aus dem Trinkgeld das Molly für ihre Aufsicht als Pokerdame erhält, jeden Job den sie bis dato ausübte. Das Fieber ist gepackt. Und als sie mit ihren Chef aneinandergerät, der ihr kein Gehalt mehr zahlen will, aufgrund Mollys hohen „Tip“, von dem sie inzwischen Leben kann, steigt sie aus.
Ab diesen Zeitpunkt veranstaltet Molly Bloom ihre eigenen Pokerrunden. In Hotelzimmern in Los Angeles und New York. Die Einsätze werden immer höher. Ebenso die Dichte an Millionären, Schauspielern und Rockstars. Dabei ahnt sie nicht, wen sie noch am Pokertisch sitzen hat.
Nach einem rasanten Aufstieg, folgt der abrupte Fall der Molly Bloom. Die russische Mafia und illegale Aktivitäten, Bloom überschreitet eine Grenze aus Grauzone und Legalität, und gerät schließlich in den Fokus von organisiertem Verbrechen und Ermittlungsbehörden.
Zwei Asse – Der Cast
Wenn es um die Verkörperung der Molly Bloom geht, scheint Jessica Chastain die Idealbesetzung. 2016 spielte sie in ‚Die Erfindung der Wahrheit‘ (OT: Miss Sloane) eine ebenso taffe, smarte Frau in einer von Männern dominierten Welt, damals als Lobbyistin. In ‚Molly’s Game‘ als Betreiberin eines der geheimsten und exklusivsten Pokerringe der Welt.
Und auch hier spielt Chastain erneut groß auf. Solche Rollen sind ihr förmlich auf den Leib geschrieben. Dabei umgibt sie immer etwas geheimnisvolles. Und gerade deshalb ist sie die Idealbesetzung. Doch so stark Molly auch ist, ihr gestörtes Verhältnis zum Vater wird immer wieder thematisiert, weil es oft als Motiv späterer Taten gilt. Und zugleich ihre Charakterzüge beschreibt. Denn im inneren ist Molly verletzlich. Sie handelt aus Trotz wie aus Verzweiflung heraus. In ihr lebt noch immer die Profisportlerin, mit großen Talent, die aber nie die Nummer eins war. Nun hat sie die Chance in exklusivsten Kreisen „ganz oben“ anzukommen. Nichts ahnend welche Konsequenzen das alles haben wird.
Der Absturz kommt, währenddessen, mitten in ihren Prozess, erhält sie unerwartet Unterstützung seitens ihres Vaters Larry. Zumindest was er darunter versteht. Die Aussprache auf einer Parkbank in einer Verhandlungspause ist der emotionalste Moment der beiden. Der Vater, der nie seine Liebe zur Tochter offen mitteilen konnte, sagt ihr nun die bedingungslose Unterstützung zu.
An ihrer Seite steht aber vor allem ihr Anwalt Charlie Jaffey, gespielt von Idris Elba. Zunächst steht er seiner künftigen Klientin aber skeptisch gegenüber. Molly ist pleite und ein Fall für die Klatschpresse, so Jaffeys Meinung. Zudem verschweigt Molly zu viel. In was sie alles verwickelt war und mit wem sie verkehrte, vieles bleibt unklar. Doch Jaffey lässt sich überzeugen und hält ein leidenschaftliches Plädoyer für Molly Bloom. Langsam aber sicher entsteht ein Vertrauensverhältnis. Elba spielt den Anwalt mit überzeugender Abgeklärtheit und Coolness.
Kein Spiel – Ein Geschäft
Der Film ist anders wie man denken könnte keinesfalls ein „Pokerfilm“. Niemand lernt hier wie man Poker spielt. Allenfalls wie man ein Spiel organisiert. „Molly’s Game“ ist ein Biografische Drama, vom Aufstieg und Fall der charmantesten und einflussreichsten Gastgeberin im Pokergeschäft. Eigentlich gibt es dafür gar keine Bezeichnung, da es kein wirklicher Beruf ist, nicht in dieser Größenordnung. Molly Bloom hat ihn im Prinzip erfunden und auf sich zugeschnitten.
Zum Großteil spielt sich dabei alles in Hinterzimmern, schicken Hotelsuiten, Kanzleien, Gerichtsgebäuden und exklusiven Bars und Wohnungen ab. Es gibt quasi nichts was ablenken kann. Sorkin pendelt von einem Setting zum nächsten, ohne Ruhepause, nur selten gibt es, vor allem in besonders eindringlichen Momenten, kurze stille Aufnahmen ohne Dialoge.
Dass Sorkin neben Regie auch das Drehbuch übernahm merkt man sofort. Für letzteres gab es u.a. eine Golden Globe und Oscar-Nominierung 2018. Sorkins bekannte Stärke der temporeichen und gewitzten Dialoge schlägt auch hier voll ein. Man klebt förmlich an der Geschichte und den Konversationen. Ob bei den Pokerrunden oder Molly im Gespräch mit ihren Anwalt.
Das hat, in Zeiten seichter Storystränge zur Folge, dass man von Anfang an nicht nur gebannt, sondern auch aufmerksam der Geschichte folgen will und muss.
Um mehr über die Entstehung des Films und über den Cast zu erfahren, empfiehlt sich das „Featurette“ sowie die Interviews auf der DVD/Blu-ray Version.
Drehbuch: Aaron Sorkin
Produzenten: Mark Gordon, Amy Pascal, Matt Jackson
Kamera: Charlotte Bruus Christensen
Schnitt: Alan Baumgarten, Josh Schaeffer, Elliot Graham
Musik: Daniel Pemberton