Wichtiges Argument bei Kunden von Streaming-Diensten; ein gutes „Preis-Leistungs-Verhältnis“. Doch gerade hier verliert Sky die meisten Kunden unter den Streaming-Anbietern.
Für den Nutzer ist streamen super bequem. Die sofortige Verfügbarkeit von Millionen Songs, die Lieblingsserie immer in der Tasche dabei, Fußballspiele live – zum Beispiel auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Vor wenige Jahren noch Utopie, doch Streaming-Dienste gehören mittlerweile zum Alltag hinzu. Musik hören, Filme und Serien schauen wann und wo wir wollen. Doch dazu reicht ein Abo längst nicht mehr aus, um wirklich auf alle Filme zugreifen zu können – und das Spiel vom Lieblingsverein läuft dann meistens auch woanders.
Ein Luxusproblem das dafür sorgt, dass einige Streaminganbieter immer mehr Kunden verlieren. Ganz vorne dabei: Sky. Laut einer Studie des Vertragsmanagers „Volders“ hat der Dienst von allen Anbietern am meisten Kunden eingebüßt. Mit 32 Prozent führt der deutsche Ableger mit Sitz in München die Liste an. Weit abgeschlagen dahinter folgen Maxdome mit 17 und Spotify mit 13 Prozent.
Ein Grund dürfte der Verlust der Europa-League-Rechte an Konkurrent DAZN sein. Außerdem muss sich der Pay-TV-Sender ab 2021 die Champions League neben DAZN auch mit Amazon teilen. Eine schwierige Lage für Sky, da der Anbieter in erster Linie von seine Sportkunden lebt, die einen großen Anteil der Abokunden ausmachen. Diese Verluste sind daher nur schwer zu kompensieren.
Die Studie untersuchte außerdem nach den Gründen für die Kündigungen. Dafür wurden 3.000 Kündigungen von Sky und DAZN seit dem 01.01.2020 untersucht. Bei Sky sind die ehemaligen Kunden vor allem mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis unzufrieden — obwohl es neben Sport viele andere Inhalte gibt. So sind Serien vom US-Branchenprimus HBO sogar exklusiv auf Sky erhältlich. Das Problem: Andere Anbieter wie Netflix und Amazon mit ähnlichem, aber meist breiterem Angebot, sind deutlich günstiger als Konkurrent Sky.
Das spiegelt sich auch im zweiten relevanten Grund für eine Kündigung wider: das finanzielle Argument. Neukunden bei Sky können bis zu 50 Prozent sparen, doch nach dem abgelaufenen Angebot warten Monatspreise zwischen 30 und 60 Euro auf die Abonnenten – für nur ein Paket.
Hinzu kommt, dass neue Anbieter wie Apple+ und Disney+ es Sky nicht einfacher machen. Im Gegenteil. Auch der Streaming-Riese Netflix muss sich in Zukunft immer mehr auf eigenen Produktionen beschränken, da die Lizenzen der Filme unterschiedlich verteilt werden. So wird es Filme und Serien aus dem Star Wars-Universum in Zukunft ausschließlich auf Disney+ zu sehen geben, gleiches gilt für Marvel, ehemalige Fox-Produktionen wie die X-Men-Reihe, und jegliche Disney-Klassiker. Will der Kunde also ein möglichst breites Angebot und auf ein gewisses Franchise oder seine Lieblings-Animationsfilme aus dem Hause Disney/Pixar nicht verzichten, wird er gezwungen sein den neuen Streaming-Dienst Disney+ zu abonnieren. Mit zum Start am 23. März für 6,99€/mtl. aber noch erschwinglich. Allerdings dürfte sich der Preis bei steigenden Inhalten erhöhen.
Streaminganbieter werden es in Zukunft schwerer haben, sich am Markt mit ihrem Angebot durchzusetzen
Der Kunde muss sich also entscheiden, welche Inhalt er wirklich nutzen möchte, und was diese ihm wert sind. Ob für 7, 9, 11 oder 20 Euro im Monat, ab drei oder vier gleichzeitig laufenden Abonnements muss man irgendwann Einsparungen treffen. Noch können sich Streaming-Primus Netflix und Amazon relativ stabil am Markt halten, mit teils sogar steigenden Nutzerzahlen. Außerdem profitieren sie davon, dass Abonnenten in Deutschland als sehr loyal gelten, die nicht so schnell ihre Anbieter, die sie jahrelang nutzen, wechseln.
Diese Umwälzung am Streaming-Markt trifft auch den Bereich des Musik-Streaming. Größen wie Spotify, auf denen man für günstige 10 Euro im Monat auf eine schier unendliche Masse an Songs und Interpreten sowie die immer beliebteren Podcasts zurückgreifen kann können sich längst nicht mehr ihrer Kunden sicher sein. Längst hat einer neuer Kampf um Abonnenten begonnen. Denn die Zeiten wo die Lieblingsband auf nur einer Plattform zu finden war sind vorbei.
Unternehmen wie Sky müssen sich also auf diese Entwicklung vorbereiten und gegebenenfalls neu aufstellen, um am schnell wachsenden Markt auch noch in zwei bis fünf Jahren relevant zu sein.