HollywoodAutoren-Streik trifft schwächelnde Branche

Autoren-Streik trifft schwächelnde Branche

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Nach gescheiterten Verhandlungen mit den US-Studios treten die Drehbuchautoren in Hollywood erstmals nach 15 Jahren in den Streik und setzen die Branche in einer ohnehin schwierigen Zeit zusätzlich unter Druck. Die Gewerkschaft Writers Guild of America (WGA) erklärte am Dienstag, Unternehmen wie Disney oder Netflix hätten in den Verhandlungen mit ihrer starren Haltung den Beruf des Autors weiter abgewertet. Die Angebote der Studios seien „völlig unzureichend angesichts der existenziellen Krise, mit der Autoren konfrontiert sind“. Der Boom der Streamingdienste belastet das klassische TV-Geschäft, wo die Werbeeinnahmen wegbrechen.
Die Drehbuchautoren erklärten, dass sie infolge des Streaming-TV-Booms finanziell litten, teilweise aufgrund kürzerer Serienstaffeln und geringerer Zahlungen. Mit ihren Löhnen könnten sie in teuren Städten wie New York und Los Angeles nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Laut WGA-Statistiken arbeitet die Hälfte der Autoren von Fernsehserien zu einem Mindestgehalt. Die Durchschnittsvergütung für Schreiber auf der höheren Autoren-/Produzentenebene sei in den letzten zehn Jahren um vier Prozent gesunken.

Die Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), die die Studios vertritt, erklärte derweil, sie habe den Autoren „großzügige Vergütungserhöhungen“ angeboten, aber die beiden Seiten seien nicht in der Lage gewesen, eine Einigung zu erzielen. Die Gewerkschaft vertritt rund 11.500 Drehbuchautoren unter anderem in New York und Los Angeles. Ab Dienstag soll der Arbeitskampf mit Streikposten vor den Hollywood-Studios beginnen. Neben höheren Löhnen und Gewinnbeteiligungen ist auch Künstliche Intelligenz ein Thema am Verhandlungstisch. Die WGA will Schutzmaßnahmen, um zu verhindern, dass Studios KI verwenden, um neue Skripte aus früheren Arbeiten von Autoren zu nutzen. Der letzte WGA-Streik in den Jahren 2007 und 2008 dauerte 100 Tage und kostete die kalifornische Wirtschaft Schätzungen zufolge zwei Milliarden Dollar.

Den Streik werden die Zuschauer zeitnah zu spüren bekommen: Wenn niemand aktuelle Witze für Late-Night-Shows wie „Jimmy Kimmel Live“ und „The Tonight Show mit Jimmy Fallon“ schreibt, werden diese Produktionen wohl eingestellt und nur noch Wiederholungen gesendet. Die Unterstützung zumindest einiger Moderatoren ist den Autoren gewiss. „Late-Show“-Moderator Stephen Colbert zeigte in einer wenige Stunden vor dem Aufruf zum Streik aufgenommenen Folge als Geste der Unterstützung Bilder seines Autorenteams auf dem Bildschirm. „Sie sind so wichtig für unsere Show“, sagte Colbert, der selbst WGA-Mitglied ist. „Ich denke, dass die Forderungen der Autoren nicht unvernünftig sind.“ Die Autorin und Emmy-Gewinnerin Ashley Nicole Black twittert nach dem Streikaufruf: „Wow. Das ist beängstigend.“ Aber eine Zukunft, in der die Autoren sich als schlecht bezahlte Freiberufler von Job zu Job hangelten, sei viel beängstigender.

Auf lägere Sicht könnte der Streik auch zu Störungen in der TV-Herbstsaison führen. Die Herbstshows werden normalerweise ab Mai oder Juni geschrieben. Bei einem längeren Streik müssen die Sender ihre Programme wohl zunehmend mit Reality-Shows ohne Drehbuch, Nachrichtenmagazinen und Wiederholungen füllen. Glimpflicher davonkommen könnte dagegen Netflix aufgrund seiner globalen Ausrichtung und seines Zugangs zu Produktionsstätten außerhalb der USA.

Der Streik trifft die Hollywood-Studios in einer schwierigen Zeit. Sie stehen unter dem Druck der Wall Street, ihre Streaming-Dienste profitabel zu machen, nachdem Milliarden investiert wurden. Der Aufstieg der Streaming-Dienste hat zu sinkenden Fernseh-Werbeeinnahmen geführt, da das traditionelle Fernsehpublikum schrumpft und Werbetreibende sich daher umorientieren. Zudem macht sich in der größten Volkswirtschaft der Welt eine Wirtschaftsflaute bemerkbar.

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