FIRST STEPS AWARDS 2018: Interview mit Trystan Pütter

An einem der letzten warmen Sommertage, es ist Mitte September 2018, treffen wir uns mit Schauspieler Trystan Pütter, der am 24. September 2018 zum ersten Mal die FIRST STEPS AWARDS, den Nachwuchspreis des deutschen Filmnachwuchses, im Theater des Westens moderieren wird.

JayCarpet sprach mit dem Darsteller aus Ku\\’damm 56, Ku\\’damm 59 und der demnächst in der Mini-Serie „Parfum“ zu sehen ist über die neue Herausforderung als Moderator, die Herausforderungen als Nachwuchsfilmemacher und Wetten, dass..?

Interview von Ron Junghans

 

Du darfst erstmals die FIRST STEPS AWARDS dieses Jahr moderieren. Als Theaterschauspieler hast Du zwar auch Erfahrung mit „Live-Puplikum“, aber eine Moderation ist trotzdem sicher noch einmal was völlig anderes, oder?

Trystan Pütter: Das Ganze ist natürlich sehr aufregend. Aber im Prinzip muss ich „nur“ auswendig lernen, wann wer auftritt, wohin geht, welcher Preis verliehen wird und das es am Abend eine Aftershow-Party geben wird. Aber Spaß beiseite, natürlich ist das alles aufregend und eine Premiere für mich. Ich freue mich einfach total drauf. Ich finde der FIRST STEPS AWARD ist etwas ganz Besonderes, er hat immer eine tolle Atmosphäre und ist vergleichsweise entspannt. Wenn etwas schief gehen sollte, dann ist es auch okay.

Letztes Jahr warst Du auch dabei, nur in anderer Position…

Trystan Pütter: Ja letztes Jahr habe ich mit William (als DJ-Duo Porto Bello) aufgelegt und wir konnten nebenbei Champagner trinken. Jetzt muss ich ohne Champagner auskommen, den gibt es dafür umso mehr danach, auf der Party. Aber William ist auch wieder dabei, er wird für die passende musikalische Stimmung sorgen. Also machen wir es quasi erneut, wenn auch in etwas anderer Konstellation, zusammen.

Was hast Du von den nominierten Filmen bereits gesehen und was sticht für Dich hervor?

Trystan Pütter: Ich habe schon fast alles gesehen. Ein paar wenige die mir noch fehlen schaue ich mir bis Montag aber noch an. Ich finde die nominierten Schauspieler und Filmemacher alle wirklich großartig. Mit wie viel Mut und mit einer wahnsinnigen Präsenz sie ausgestattet sind. Und ich freue mich wirklich sie alle am Montag zur Preisverleihung dann auch zu sehen. Und egal wer gewinnt, es kann eigentlich nur den richtigen treffen. Die Filme sind allesamt mutig, radikal, düster manchmal mit Witz ausgestattet. Es gibt Genrefilme, Horror, Fantasy, alles auf einmal. Damit habe ich so nicht gerechnet. Bei den FIRST STEPS sind immer Filme dabei, die man dann später meist nicht im Kino sieht. Aber eigentlich sind das alles Filme, die man sehen sollte.

Und gerade was Du angesprochen hast, dieses mutige etc. Das droht später ein wenig verloren zu gehen, wenn es Kommerziell wird. Das ist sicherlich das besondere an den FIRST STEPS Beiträgen.

Trystan Pütter: Klar du musst mit deinem Buch über so viele Hürden springen und jeder redet mit. Vom Professor beim Abschlussfilm über Produzenten und so weiter. Es ist was ganz anderes, wenn du so viele Leute wie Förderer, Redakteure TV-Sender, Verleiher überzeugen musst, dann sprechen unter Umständen zu viele Leute mit und dann verwässert sich das ganze.

Was hat so ein Preis Deiner Meinung nach wirklich für einen Stellenwert, wie bedeutsam ist er für die Nachwuchsfilmemacher und Schauspieler?

Trystan Pütter: So ein Preis generiert immer Aufmerksamkeit. Und das kann Türen öffnen, die sonst den jungen Filmemachern verschlossen sind. Und wenn die jemand für dich aufmacht ist das natürlich toll. Und wenn das durch so einen Preis geschieht, umso besser. Auf diese Weise wird vor allem Talent gewürdigt und gefördert. Außerdem, wenn man gerade von der Uni kommt, bzw. wenn man ein junger Schauspieler ist, hat man in der Regel überhaupt kein Geld und diese Preise sind dotiert und das ist auch nicht zu verachten. Bisschen Geld zu bekommen ist also auch schön.

Bei den FIRST STEPS AWARDS wird zudem der renommierte Götz Georg-Nachwuchspreis verliehen, mit dem letztes Jahr erstmals Jonas Dassler ausgezeichnet wurde…

Trystan Pütter: Jonas Dassler ist sicher ein talentierter Junge, der Preis hat ihn zudem wahrscheinlich auch nochmal bisschen gepuscht und eine zusätzliche Aufmerksamkeit beschert, die dazu geführt hat, dass er jetzt in „Werk ohne Autor“ mitspielt, oder demnächst in Fatih Akins „Der Goldene Handschuh“, oder auch „Das Schweigende Klassenzimmer“ dieses Jahr und so weiter.

Ich hatte letztes Jahr mit dem Moderatoren-Duo Aylin Tezel und Jerry Hoffmann ein wenig über den deutschen Film geplaudert, auch meinerseits ein beliebtes Thema. Also ganz allgemein über aktuelle Entwicklungen und dass es bei uns weniger eine ausgeprägte Film-/Kinokultur-Geschichte gibt wie beispielsweise in Frankreich. Aber wenn ich auch dieses Jahr wieder schaue… So gibt es erneut einige gute deutsche Filme, zum Beispiel ganz aktuell „Ballon“ oder wie bereits erwähnt „Werk ohne Autor“, der auch international hohe Aufmerksamkeit generiert, und viele mehr. Wie ist Dein Blick auf die deutsche Filmlandschaft?

Trystan Pütter: In Deutschland gab es immer gute Filme. Und 2018 glaube ich ist auch wieder ein guter Jahrgang. Im Jahr 2016 hatten wir beispielsweise mit Filmen wie „Wild“ von Nicolette Krebitz oder „Toni Erdmann“ von Maren Ade auch ein starkes Jahr. So bin ich guter Hoffnung dass immer mehr gute Bücher gefördert werden. Und dadurch letztlich auch gute und bessere Filme entstehen. Denn ohne gutes Drehbuch gibt es keinen guten Film. Vielleicht ist da inzwischen eine Entwicklung da, auch vermehrt unkonventionelle Stoffe zu fördern und zu verfilmen. Die Tendenz dazu ist da.

Was die Finanzierung betrifft, so ist diese tatsächlich oft durchaus sehr konservativ ausgerichtet, auf Sicherheit bedacht, wenn es nicht gerade um die nächste ‚Rom-Com‘ geht. Wie Du schon sagst, etwas unkonventionelle Stoffe haben es in Deutschland meist schwerer finanziert zu werden, dennoch gibt es immer auch „positive Ausreißer“, und gute und interessante Filme entstehen…

Trystan Pütter: Ja und wenn diese darüber hinaus noch international Beachtung finden ist es natürlich super. Ich glaube der Ruf des Deutschen Films ist außerhalb Deutschlands besser als innerhalb. Aber auch durch die Serienlandschaft, die immer breiter wird, kommen immer neue Stoffe ans Licht. Insgesamt also sehen wir schon eine positive Entwicklung.

Wenn man so wie Du auch schon paar Jahre dabei ist, bekommt man dann überhaupt noch mit was so beim Nachwuchs, den jungen Filmemachern los ist, wer da nachkommt? Bei vielen verliert sich dieser Kontakt/oder das Gespür dafür auch. Aus unterschiedlichsten Gründen.

Trystan Pütter: Sicher verliert sich das bei einigen. Das ist auch normal. Schließlich kommen jedes Jahr knapp 2000 Schauspieler auf den Markt und da verliert sich eben auch so einiges. Manche setzen sich durch, weil sie das Glück haben, Durchhaltevermögen und das Talent und um die geht‘s, denn die werden dann wiederum hier auf jeden Fall bei FIRST STEPS gesehen und nominiert. Und das ist ja das tolle. Ich mag‘s auch total mit Studenten zu arbeiten, oft gibt es da die interessantesten Stoffe. Und jetzt gibt es auch zum ersten Mal „Die lange Nacht des jungen Film“ wo einige nominierte Filme einem breiten Publikum gezeigt werden. (19. September im Delphi Lux Berlin). Somit kann sich auf diesem Weg jeder die Filme exklusiv im Kino anschauen. Daneben sind im Übrigen auch kleine Festivals wie „Achtung Berlin“ super Foren für junge Filmemacher.

Ich freue mich auch immer, wenn ich den Werdegang einiger Nachwuchsschauspieler und Filmemacher verfolge, Jonas Dassler war so ein „Positiv-Beispiel“. Den ich übrigens immer mit Franz Rogowski assoziiere, so vom Typ her, seiner Art. Zudem sind beide neben Kino auch erfolgreiche Theaterschauspieler. Das ist sehr spannend zu beobachten.

Trystan Pütter: Ja voll. Die drei diesjährigen Nominierten für den Nachwuchspreis werde ich auch auf jeden Fall verfolgen. Ich hoffe allen dreien steht eine ähnliche Karriere wie dem Jonas bevor. Die haben es allemal verdient. Die entsprechende Präsenz haben sie.

Dieter Kosslick erhält dieses Jahr den FIRST STEPS Ehrenpreis. Vor allem deshalb, weil er immer auch junge Filmemacher gefördert hat, auch im Zuge der Berlinale, wo er entsprechende Strukturen geschaffen hat. Welchen Bezug hast Du zu Dieter Kosslick?

Trystan Pütter: Ich habe Dieter vor allem immer bei der Eröffnung der Berlinale mit seinem „Denglisch“ genossen, womit er die Leute begrüßt und begeistert hat. Ich fand ihn immer sehr unterhaltsam, ich kenne ihn persönlich nicht, auch wenn ich schon mit Filmen bei der Berlinale vertreten war. Mit dem Ehrenpreis wird natürlich ein Werk ausgezeichnet, was Dieter über die Jahre geschaffen hat. Und ich bin gespannt wie es weitergeht, nach ihm mit dem neuen Berlinale-Gespann.

Zurück zu Deiner Moderation. Hast Du Dir dafür etwas Spezielles einfallen lassen, etwas Witziges ausgedacht, oder versuchst Du das schlichtweg routiniert über die Bühne zu bringen?

Trystan Pütter: Ich versuche tatsächlich nicht witzig zu sein. Mein großes Mantra bei witzig sein funktioniert nicht, entweder man hat die Coolheit an dem Abend den Witz aufzunehmen, und es passiert dann irgendwie einfach. Oder halt nicht. Ich finde, an dem Abend geht es um die Nominierten, und nicht um jemand anderen oder um mich. Und deswegen versuche ich nicht routiniert zu sein, weil ich habe keine Routine im Moderieren, sondern ich versuche vielmehr die Leute zu feiern.

Edin Hasanovic hat dieses Jahr auch zum ersten Mal den deutschen Filmpreis moderiert, wenn Du jetzt auf den Geschmack kommen würdest…

Trystan Pütter: Ich habe schon gesagt, kommt auf gar keinen Fall auf mich zu mit dem Filmpreis (lacht). Ne, ich glaube, dass Edin entweder Wetten, dass..? übernimmt und moderieren wird und quasi den Samstagabend wieder rettet, oder für immer den Filmpreis moderiert. Das heißt, sollte Edin Wetten, dass..? machen, und der Montag bei mir mit den FIRST STEPS AWARDS nur halbwegs funktionieren, dann kann man mich anrufen, sonst muss es einfach Edin machen, weil er ziemlich genial darin war.

Bei Wetten, dass..? gab es doch so einen „Außenreporter“, also vielleicht wäre das etwas…?

Trystan Pütter: Ok, wenn Edin Wetten, dass..? moderiert, werde ich, vorausgesetzt er will, sein Mann für die Außenwetten. Das Passt.