Niemand hatte das Drehbuch in Auftrag gegeben, aber als es in Hollywood die Runde machte, wollten es alle haben. ‚Project Power‘ auf Netflix mischt Sci-Fi, Drama und Superhelden-Thriller.
Hollywood steht still, die Studios schieben die Starttermine großer Filme nach hinten und manche Serienhits wurden mitten in der Produktion neuer Staffeln auf Eis gelegt. Dass in diesem Umfeld ein Film wie ‚Project Power‘ herauskommt, ist ungewöhnlich. 85 Millionen Dollar hat der Cop-Thriller mit einer Prise Superhelden-Film gekostet, eine der teuersten Produktionen überhaupt für den Streaming-Anbieter Netflix. Seit diesem Freitag ist er bei dem Streamingdienst online.
Schon um das Drehbuch von Neuling Mattson Tomlin hatte es einen Bieterwettstreit gegeben, eine Seltenheit für die Arbeit eines nahezu unbekannten Autors. Die von den Schauspielstars Jamie Foxx (‚Django Unchained‘, ‚Ray‘) und Joseph Gordon-Levitt (‚Inception‘) getragene Story mit ihrem düsterem Sci-Fi-Touch greift den Look von Hits wie ‚Joker‘ oder den ‚Avengers‘-Filmen auf.
Erzählt wird, wie Ex-Soldat Art (Foxx) seine Tochter aus den Händen eines mächtigen Konzerns befreien will, der an einer Wunderdroge arbeitet. Die Pille verleiht für fünf Minuten übermenschliche Fähigkeiten wie Kraft, Schnelligkeit oder Unverwundbarkeit – allerdings ist vor ihrer Einnahme nicht klar, was genau die Droge auslöst. Vor der Kulisse von New Orleans versucht Art zusammen mit einem Cop (Levitt) und der jugendlichen Dealerin Robin (Dominique Fishback) die Machenschaften des Pharmakonzerns zu stoppen.
Erzählt wird diese eigentlich für die große Leinwand gemachte Story mit nicht immer schlüssigen Tempo-Wechseln und mit arg schnellen Wechseln von Ironie zu Spannung und Drama. Im Mittelteil aber kommt die Power des Films fast zum erliegen. Und der „Witz“ und die Ironie funktionieren in dem ansonsten düsteren Thriller kaum. Die ersten Minuten fangen mit viel Aktion und hohem Tempo vielversprechend an. Doch ‚Project Power‘ geht in allen Belangen sehr schnell die Puste aus.
Für die Macher ist der 2018 abgedrehte ‚Project Power‘ sowas wie ein Vorgeschmack auf die Rückkehr der in diesem Frühjahr und Sommer ausgebliebenen Blockbuster. „Ich will, dass Leute mit dem Film eine gute Zeit haben. Ich will, dass sie fliehen können“, ließ Hauptdarsteller Jamie Foxx verlauten. „Dieser Film ist einfach eine Gelegenheit, eine gute Zeit zu haben und das Popcorn rauszuholen.“
Popcorn und Drink schmecken aber deutlich besser als der Film. Gut so, dass ‚Project Power‘ „nur“ bei Netflix gelandet ist. Denn im Kino hätte er nicht funktioniert. Ist man zynisch muss man feststellen; ein typischer Netflix-Film eben. Kann man machen, muss man aber nicht.
Regie: Henry Joost & Ariel Schulman
Cast: Jamie Foxx, Joseph Gordon-Levitt, Dominique Fishback, Rodrigo Santoro, Colson Baker, Allen Maldonado, Amy Landecker, Courtney B. Vance
‚Project Power‘ – ab 14. August 2020 bei Netflix