Für die Regie-Legende ist Hollywood tot
US-Regisseur Oliver Stone (‚Platoon‘, ‚Natural Born Killers‘) will keine weiteren Spielfilme drehen. „Ich habe genügend Filme gedreht, und das hat viel Energie gekostet“, sagte der 74-Jährige der Augsburger Allgemeinen. An Dokumentationen möchte er aber weiter arbeiten. „Einen Film auf die Beine zu stellen, kostet ein, zwei Jahre deines Lebens“, sagte Stone.
Er habe keine Motivation mehr, ohne große Ambition und nur um des Filmemachens willen zu drehen. Es gebe auch aktuell kein Thema, das ihm unter den Nägeln brenne. Hollywood sei auch nicht mehr an ihm interessiert, sagte der dreimalige Oscar-Gewinner. Er wolle auch nicht für das Fernsehen und Streamingdienste arbeiten. „Das alles passt nicht zu den Filmen, wie ich sie gedreht habe. Die liegen außerhalb der Norm.“
„Und wer macht denn heutzutage noch richtige Filme? Alle arbeiten doch fürs Fernsehen, wo der Durchschnitt regiert, weil sämtliche Projekte auf den kleinstmöglichen Nenner hin getrimmt werden.“
„Amerikaner leben in einer Fantasiewelt“
Trotz der ganzen Antikriegsfilme und US-kritischen Dokumentationen von Stone hat sich nicht viel geändert. Was den Filmemacher desillusioniert.
„Ich würde gerne glauben, dass ich mit meiner Arbeit etwas Gutes tue. Ich weiß auch, dass sehr viele Menschen darauf positiv reagiert haben. Nur auf Regierungsebene ändert sich nichts. Womöglich liegt das an der tief verwurzelten Aggressivität der amerikanischen Gesellschaft. Wir leben in einer Fantasiewelt aus Videos und Kriegsfilmen. In den USA haben zu viele Menschen keine historische Perspektive. Sie leben in Disneyland oder auf einem Golfplatz. Sie kämpfen nur darum, wirtschaftlich voranzukommen. Das ist ihr einziger Gedanke. Doch wir brauchen eine Art Weltbewusstsein. Die Menschen in Europa und Asien sind viel gebildeter und lebensklüger. Denen geht es nicht nur ums Geldverdienen“, so Stone.