Die Russo-Brüder schlagen mit ‚The Gray Man‘ zu: Für Netflix haben die Avengers-Regisseure ein Starensemble um Ryan Gosling und Chris Evans versammelt. Auftakt für ein neues Agententhriller-Universum.
Exotische Schauplätze wie bei ‚James Bond‘, rasante Verfolgungsjagden im ‚Fast & Furious‘-Stil, brutale Auftragskiller à la ‚Bourne‘ und eine Portion ‚Mission: Impossible‘: Der neue Agenten-Thriller ‚The Gray Man‘ – der ab diesen Freitag, den 22. Juli, beim Streamingdienst Netflix und seit einigen Tagen im Kino zu sehen ist – ist eine furiose Mischung aus knallharter Action und Comic-Elementen, von den ‚Avengers‘-Regie-Brüdern Joe und Anthony Russo dick aufgetragen. Es kracht, knallt und explodiert – und mittendrin muss sich Hollywoodstar Ryan Gosling als von Netflix frisch auserkorener Actionheld bewähren.
Der 41-jährige Kanadier, der in ‚La La Land‘ tanzte und demnächst in ‚Barbie‘ zum schönen Ken wird, hat auch als Auftragskiller einen sanften Zug mit leicht traurigem Blick. Gosling spielt den titelgebenden ‚Gray Man‘, mit richtigem Namen Court Gentry, der aus dem Gefängnis heraus vom CIA als Mann für schmutzig-schwierige Aufträge rekrutiert wurde. Unter dem Decknamen Sierra Six ist er weltweit als Schütze für den US-Geheimdienst im Einsatz, doch dann wendet sich das Blatt. Der Söldner kommt Machenschaften des zwielichtigen CIA-Chefs Denny Carmichael (‚Bridgerton’–Star Regé-Jean Page) auf die Spur und wird nun selbst zum Gejagten.
Krasser geht es kaum: Captain America-Superheld Chris Evans spielt den sadistischen Psychopathen Lloyd Hansen, der von Carmichael auf Gentry angesetzt wird. Mit Retro-Schnurrbart und hämischem Grinsen geht der Killer brutal zur Sache. Ungeniert mischen die Russo-Brüder cartoonartigen Humor und flapsige Dialoge mit bluttriefenden Folterszenen und pausenloser krachender Action – über 129 Minuten hinweg. Dazu gibt es eine Kidnapping-Story um ein verwaistes Mädchen (Julia Butters) und einen rührseligen Blick zurück in Gentrys Kindheit. An Tiefgang und Plausibilität mag es ‚The Gray Man‘ fehlen, umso mehr lassen es die Russo-Brüder mit spektakulären Stunts, ausgefeilten Kampfszenen und einem riesigen Staraufgebot krachen. Nach bestem Bond-Vorbild geht es im rasanten Tempo quer durch die Welt, von Bangkok, über Aserbaidschan, Kroatien, Berlin und Wien nach Prag. Dort wird die Innenstadt Schauplatz einer Mega-Schießerei samt Verfolgungsjagd per Straßenbahn.
Billy Bob Thornton und Alfre Woodard spielen frühere CIA-Mitarbeiter, der indische Bollywood-Star Dhanush gibt als Auftragskiller sein Hollywooddebüt. Bond-Girl Ana de Armas (‚Keine Zeit zu Sterben‘, ‚Knives Out‘) ist in ‚The Gray Man‘ mehr als nur ein schöner Hingucker. In der Rolle als CIA-Agentin Dani Miranda gibt sie Gentry volle Rückendeckung und rettet ihm gleich mehrfach das Leben. Sie würde diese Frauenfigur lieben – „was für ein harter Typ und wie mutig sie ist“, sagte die kubanisch-spanische Schauspieler vor dem Filmstart auf einem Pressetermin. Tatsächlich hätte die schlagkräftige Armas eine eigene Agenten-Serie verdient.
Netflix hat nicht gespart. Mit einem Budget von rund 200 Millionen Dollar soll ‚The Gray Man‘ die bisher (mal wieder) teuerste Eigenproduktion des Streamingdienstes sein. Und damit nicht genug: die Russo-Brüder hoffen auf ein Franchise. Sie wollten noch mehr Geschichten aus der ‚Gray Man‘-Welt erzählen, so Joe Russo. An Stoff mangelt es nicht. US-Autor Mark Greaney hat elf Romane über den Auftragsmörder Court Gentry geschrieben.