Der aufwendig inszenierte Ökothriller ‚Der Schwarm‘, der auf der Berlinale seine Premiere feierte, ist in der ZDF-Mediathek so gut gestartet wie noch keine andere Streamingserie. Wie der Sender am Donnerstag berichtete, erreichte die erste Folge der Frank-Schätzing-Verfilmung zwischen dem 22. Februar und dem 1. März 2,0 Millionen Sichtungen. Folge zwei wurde demnach 1,5 Millionen Mal angeschaut. Folge drei erreichte 1,4 Millionen Views. Weitere Episoden des Achtteilers wurden jetzt erst freigeschaltet.
„‚Der Schwarm‘ ist ein herausragendes Beispiel für innovatives fiktionales Fernsehen Made in Europe“, zitierte das ZDF am Donnerstag eine Rede seines Intendanten Norbert Himmler in Brüssel vor rund 350 Europapolitikern. „Die Verfilmung von ‚Der Schwarm‘ zeigt: Mit den richtigen Partnern sind europäische Produktionen international wettbewerbsfähig.“
Die Serie um eine Rache der Natur entstand unter Federführung des ZDF als internationale Koproduktion gemeinsam mit France Télévisions, Rai, ORF, SRF, der Viaplay Group und Hulu Japan.
Bildgewaltig und erschreckend: Das ZDF hat aus Frank Schätzings Bestseller die kostspieligste deutsche Serie aller Zeiten gemacht. Zwei Wochen nach dem Streaming-Start kommt sie nun auch im TV.
Tödliche Attacken von Walen, Beben durch Meereswürmer und eine mörderische Invasion von augenlosen Krabben: ‚Der Schwarm‘ zeigt in großen Bildern und starken Kamerafahrten eine Rache der geschundenen Natur. Mehr als 40 Millionen Euro hat das ZDF sich diese Blockbuster-Serie kosten lassen, damit hat der Sender den bisherigen deutschen Rekord von ‚Babylon Berlin‘ geknackt. An diesem Montag um 20.15 Uhr ist die Verfilmung des Bestsellers von Frank Schätzing in einer 90-minütigen Doppelfolge im Zweiten zu sehen.
‚Der Schwarm‘ zeigt, wie immer mehr Meeres- und Küstenregionen in Kanada, Peru, Südfrankreich, Skandinavien und anderen Teilen der Erde zum Schauplatz mysteriöser Naturereignisse werden. Diese haben für die Menschen vor Ort meist schreckliche Folgen – vom Schiffbruch bis zum vergifteten Trinkwasser. Nach einer langen, recht ruhigen Anlaufphase geht es in der Serie mit den Attacken der Natur Schlag auf Schlag. Meereswissenschaftler rund um den Erdball versuchen verzweifelt zu begreifen, was da vor sich geht, und die Bedrohung einzudämmen. Unter anderem vom norddeutschen Kiel aus beginnen sie ihre Untersuchungen.
Dass den Heldinnen und Helden dazwischen auch Zeit fürs Flirten bleibt, ist zwar ein klassischer Bestandteil erfolgreicher TV-Stoffe. Schätzing stieß diese Änderung allerdings übel auf. Im Interview der Wochenzeitung Die Zeit zog er einen Vergleich zur ZDF-Romantikreihe ‚Rosamunde Pilcher‘ heran: „Es pilchert mehr, als es schwärmt.“ Schätzings Kern-Kritik an der Serie: „Dass sie unter ihren Möglichkeiten bleibt. Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV.“ Das ZDF erschien von dieser Schelte wenig erfreut: „Das Publikum kann sich in einigen Tagen selbst einen Eindruck von der Qualität der internationalen High-End-Produktion machen.“ Der Sender ergänzte: „Aus unserer Sicht ist „Der Schwarm“ eine sehr gelungene und zeitgemäße Adaption des Romans aus dem Jahr 2004.“ Verfilmungen von literarischen Stoffen unterschieden sich in Erzählform und Dramaturgie immer und erheblich vom Buch, so das ZDF.
Schätzing hatte mit dem 1000-Seiten-Opus im Jahr 2004 einen Roman vorgelegt, der bis heute zu den erfolgreichsten Büchern zählt, die jemals in Deutschland geschrieben worden sind. Als „Öko-Thriller“ wollte der Schriftsteller den „Schwarm“ dabei nie verstanden wissen. Und vielleicht ist das genau der Unterschied zu der Verfilmung: Während der Kölner Autor seinen Roman mit etlichen wissenschaftlichen Fakten und Ausführungen veredelte, überwältigt die Verfilmung das Publikum vor allem mit kinoreifen Special Effects unter Wasser, deren Schrecken zuverlässig den Cliffhanger am Ende jeder Folge bilden. Eine exzellente internationale Schauspieler-Riege – aus dem deutschsprachigen Raum unter anderen Barbara Sukowa, Oliver Masucci und Leonie Benesch (jüngst bei der Berlinale als „European Shooting Star“ ausgezeichent)- trägt die Hochglanz-Serie und dürfte die erfolgreiche Vermarktung im Ausland sehr erleichtern. Man muss jedoch als Zuschauer einiges an Konzentration mitbringen, um den Überblick über alle Figuren – und all die einzelnen, aber letztlich miteinander verflochtenen Handlungsstränge – zu behalten. Allerdings werden einige Special-Effects dem großen Budget leider nicht gerecht.
Der Produzent und Showrunner Frank Doelger erklärt seine Herangehensweise an das Projekt: „Für mich war entscheidend, dass ich mir die Serie als einen „Monsterfilm“ vorstellte, in dem sich die Protagonisten bewusst sind, dass da draußen irgendetwas lauert, aber nicht genau wissen, was. Die Existenz des Monsters soll von Beginn an angedeutet, aber erst ganz am Ende offenbart werden. Ein Monsterfilm also, in dem wir feststellen, dass wir die Monster sind.“