Im Berliner Schmuddelwinter strahlt der Glanz der Berlinale besonders weit. Nach dem Wechsel an der Spitze wird noch genauer auf das Filmfestival geschaut. Auch von Geldgebern in der Politik.
Jubiläumsausgabe, neue Führung – die Berlinale ist aus Sicht von Kulturstaatsministerin Monika Grütters unter besonderem Erfolgsdruck. „Die Erwartungen sind hoch, und das zu Recht. Nicht nur wegen der Neugier auf die neue Leitung, sondern auch, weil es die 70. Berlinale ist“, sagte Grütters in Berlin. „In einem solchen Jubiläumsjahr geht es darum, den Markenkern der Berlinale herauszustellen und zugleich neue Impulse zu setzen.“
Die Berlinale (20. Februar bis 1. März) gehört neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestivals der Welt. In diesem Jahr laufen rund 340 Filme. Eröffnet wird das Festival am Donnerstag mit der Romanverfilmung ‚My Salinger Year‘. Grütters, aus deren Haus Millionenbeträge für die Berlinale fließen, erwartet vom Festival eine gute Mischung aus Filmkunst und Publikumsvergnügen. Die neue Leitung der Berlinale werde diesen Anspruch einlösen, zeigte sich die CDU-Politikerin zuversichtlich. „Mit Carlo Chatrian ist ein großartiger Filmkenner und Filmliebhaber am Werk, ein Kurator im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Mariette Rissenbeek ist erstmals eine Frau vom Fach verantwortlich für dieses große Filmereignis.“
Die Kulturpolitikerin sieht die Hauptstadt „einmal im Jahr im Ausnahmezustand“ durch das Festival im schmuddeligen Berliner Winter. Zudem sei „im Vergleich zu anderen A-Festivals weltweit das Besondere an der Berlinale, dass sie ein Publikumsfestival ist – mit rund 330 000 verkauften Karten.“
Von der Berlinale war zuletzt auch eine Straffung des Programms gefordert worden. „Diese Kritik wurde von der neuen Leitung ernst genommen, das zeigt die vielversprechende Filmauswahl für dieses Jahr“, sagte Grütters. „Ich sehe alle Chancen, dass dieser Mut vom Publikum und der Kritik belohnt werden wird.“
Finanziell sieht Grütters die Berlinale auf solidem Fundament. „Das Festival ist finanziell gut ausgestattet und erhält 2020 erstmalig 10,4 Millionen Euro vom Bund.“ Darin enthalten seien eine Budgeterhöhung um zwei Millionen Euro von diesem Jahr an sowie 200 000 Euro nur für das Jubiläum.
Bei der Filmförderung sieht Grütters weiter Reformbedarf. „Es gibt weiterhin zu wenige gute deutsche Filme“, sagte sie. Es müsse mehr für die Entwicklung getan, auf dem Weg vom guten Drehbuch zum fertigen Film nachjustiert werden. „Dazu gehört zum Beispiel, dass man auch einen bereits angefangenen Film, der sich als nicht tragfähig erweist, aufgeben kann“, sagte die Kulturstaatsministerin. „Filmschaffende brauchen Freiräume, sie müssen noch mehr Möglichkeiten zum Experiment haben, notfalls eben auch für einen Freischuss.“ Die Drehbedingungen stimmen aus Sicht von Grütters. „Für den Filmstandort Deutschland spricht vor allem die Qualität der Produktionsstätten und ihrer Mitarbeiter. In Deutschland wird gerne gedreht, weil die Teams hier ein sehr hohes Niveau haben. Nicht die Kosten sind entscheidend für die Standortwahl, sondern die Qualität unserer Professionellen.“