Regie: J.A. Bayona
Cast: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Toby Jones, Ted Levine, Rafe Spall, BD Wong, Justice Smith, Jeff Goldblum
USA 2017
128 Minuten
In Jurassic World 2 müssen Chris Pratt und Bryce Dallas Howard wieder Rennen und Schwitzen was das Zeug hält – diesmal geht es aber vor allem um die Rettung der letzten Dinosaurier.
Im Neustart des Franchise im Jahre 2015 war der Ort des Geschehens namens Jurassic World, eine moderne Vergnügungswelt, Disney World lässt grüßen. Ein riesiger Park mit immer größer werdenden Attraktionen wo Familien nach Lust und Laune ihr Geld ausgeben können.
In ‚Jurassic World: Das gefallene Königreich‘ verabschieden sich die Macher endgültig vom Grundgedanken eines Themenpark und lassen die Dinos erstmal von der Insel entkommen, was eigentlich bisher aufgrund eines Genes als ausgeschlossen galt.
Aber in den Jurassic World Filmen wird zunehmend eines klar; nichts ist unmöglich. Alle bisherigen Gesetzgebungen werden ignoriert und über Bord geworfen.
In ‚Das gefallene Königreich‘ werden die Dinosaurier mehr und mehr zur Nebensache und viel mehr zum Mittel zum Zweck, sie sind vor allem eingesperrt, gefesselt, verwundet und werden regelrecht als untertänige Tiere betrachtet, die am Ende, und da schließt sich der „kapitalistische“ Kreis, verhökert werden.
Grund ihres Eindringens in die menschliche Welt ist die Tatsache, dass auf ihrer ursprünglicher Heimatinsel, Isla Nubar, ein brodelnder Vulkan auszubrechen droht und die ganze Insel inklusive seiner Bewohner vernichten wird. Die Welt steht vor einem moralischen und ethischen Dilemma, soll man die eigentlich sowieso ausgestorbenen Tiere retten, oder ihrem Schicksal überlassen?
Kurzum; Owen Grady (Chris Pratt), der „Raptorenflüsterer“, und Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), die ehemalige Parkmanagerin, die jetzt eine Dinosaurier-Aktivistengruppe leitet, werden auf die Insel zurückkehren, um die Dinosaurier zu retten.
Kaum auf der Insel angekommen konstruiert J.A. Bayona natürlich wieder den typischen Wow-Effekt; ein riesiger Brachiosaurus durchquert den Weg der Truppe, die Mitglieder des Rettungstrupps stehen staunend mit offenen Mündern da, als wären wir im Film von 1993 und die Welt hätte noch nie einen Dinosaurier gesehen. Diese Szenen, die sich ständig wiederholen sind inzwischen so ausgenutzt wie der T-Rex der immer in letzter Sekunde die Hauptdarsteller vor einem anderen Raubsaurier rettet. Damit kann man nun wirklich niemanden mehr in die Kinos locken. Aber offensichtlich auch nicht darauf verzichten.
Oder Szenen wie zum Beispiel als Chris Pratt, der gerade benommen auf dem Boden liegt und von einem herankommenden Triceratop mit der klebrigen Zunge abgeleckt wird, was von den Filmemachern als „Mutterinstinkt“ des Tieres bewertet wird, aber dem Zuschauer nur die Nähe der beiden Spezies aufzeigen soll. Oder wo Owen und Claire von einem eingesperrten und schlafenden T-Rex in einer engen Transportbox Blut entnehmen wollen, und Owen quasi zwischen dem T-Rex-Kopf eingequetscht wird, diese Szenerie aber mit einer lässigen Geste sofort wieder auflockert.
Es gibt eine durchaus ergreifende Szene mit einem Brachiosaurus, der auf der Insel, die inzwischen von der heißen Lava des ausgebrochenen Vulkans verschluckt wird, zurückbleibt, und schließlich von Rauch und Lava überrollt wird. Hier hält der Film zum ersten und einzigen Male inne. Der stärkste Moment des gesamten Films.
Gleichzeitig sind es genau diese Szenerien die die Ehrfurcht, die das ‚Jurassic‘-Franchise seit 25 Jahren verinnerlichte, und die Steven Spielberg in ‚Jurassic Park‘ ausrufte, vermissen lassen.
Insgesamt muss man generell sagen, dass die Filme nach Spielbergs Verfilmungen 1993/1997 stetig an Qualität abgenommen haben und damit auch zusehends die Prämisse der Vorlage.
‚Jurassic World‘ von 2015 hat sicherlich bereits alle vorangegangen Filme in Sachen Blutrünstigkeit übertroffen, aber als Themenpark machte dieser in gewisser Weise noch Sinn.
‚Jurassic World: Das gefallene Königreich‘ fährt eine neue Strategie. Dieser Film will den Zuschauer auf neue Weise beeindrucken, als ob der Anblick von digitalen Dinosauriern immer noch so atemberaubend beispiellos und erstaunlich neu wäre.
Vielmehr handelt es sich um einen Verschwörungs-Abenteuer-Horror-Thriller.
Der spanische Regisseur J.A. Bayona, der durch den atmosphärischen Horrorfilm „The Orphanage“ 2007 bekannt wurde, macht handwerklich gesehen einen kompetenten Job, aber bei seinem ersten Blockbuster kommt er nicht gegen das Drehbuch von Colin Trevorrow und Derek Connolly an, das ihn jede Freiheit verbietet, und sicher auch nicht erwünscht ist. Eine bittere Erfahrung, denn für Bayona und den Film ist es viel eher eine Katastrophe als ein Segen. Der Fluch des Blockbusterkinos.
‚Jurassic World: Das gefallene Königreich‘ kommt erstaunlich nüchtern daher. Dinosaurier, die an den Meistbietenden verkauft werden – so hat man immerhin das Thema des illegalen Tierhandels abgehackt. Ebenso Themen wie Gier, und das Potenzial der Gentechnik (Klonen), was nicht die in die falschen Hände gelangen darf. Sowie der Schutz bedrohter Arten, Privatisierung des Militärsektors (inkl. Söldner). Und am Ende sogar die Möglichkeit die Dinosaurier als Waffen einzusetzen. Das sprengt dann alles. Es ist nicht nur überflüssig, sondern sogar Skrupellos. Und da sind wir wieder bei der fehlenden Ehrfurcht.
Die Darsteller Chris Pratt und Bryce Dallas Howard spielen ihre Rollen genau wie in Teil eins. Pratt – der mit den Dinosauriern spricht, Dallas Howard ist dagegen erneut für alle aufkommenden emotionalen Momente zuständig; Entsetzen, Staunen, weglaufen, Schreien, Tränen im Gesicht. Alles wie gehabt.
Hinzu kommt mit Justice Smith der klassische Computer-Nerd, der Bryce Dallas Howard als Horrorschrei-Queen echte Konkurrenz macht, seine Schreianfälle stehen denen von Howard in nichts nach. Darauf verzichtet man auch hier nicht, zum x-ten Male.
‚Jurassic World: Das gefallene Königreich‘ schafft etwas ungewöhnliches, die Dinosaurier werden sowohl als unschuldige Opfer der menschlichen Gier, als auch die gefährlichen Raubtiere dargestellt. Dazwischen bewegt sich stets die Szenerie. Das kann spannend sein, führt aber auch dazu, dass sich der Film immer weniger wie ‚Jurassic‘-Film anfühlt. Diesen, ob zeitgemäß oder nicht, Bezug und moralischen Fingerzeig hätte es nicht gebraucht.
Zudem wird versucht eine soziale Verantwortung darzulegen. Dafür geht ‚Jurassic World 2‘ aber zu wenig auf die Thematik ein, sondern letztlich läuft wieder alles auf eines hinaus; die Dinos wollen den Menschen fressen.
Der erste ‚Jurassic World‘ war noch einigermaßen in seiner Handlung schlüssig. Auch wenn dieser schon nicht viel neues bot.
‚Das gefallene Königreich‘ ist eine eine bloße Wiederholung, die sich selbst zu ernst nimmt.
Die Prämisse; größer, lauter, tödlicher. Man erschafft die „ultimative Waffe“ mit dem Indoraptor. Das ist zum einen Konsequent, da schon im ersten Teil die Thematik Dinosaurier als Waffe einzusetzen aufkam. Doch es ist auch unglaublich beliebig, einfallslos und alles andere als eine würdige Fortsetzung des ‚Jurassic‘ Franchise. Denn wo soll das alles hinführen?
Colin Trevorrow, der im dritten Teil wieder die Regie übernehmen wird, äußerte sich bereits dahingehend, dass man in ‚Jurassic World 3‘ (2021) wieder zu den Wurzeln zurückkehren will und es keine weiteren hochgezüchtete „Super-Dinos“ geben wird. Das klingt beruhigend, das Ergebnis werden wir dahingehend gespannt abwarten.
Wer mit den teils nicht nachvollziehbaren Charakterisierungen der Beteiligten und deren Logikfreien Handeln sowie fragwürdigen Motiven keine Probleme hat, und letztlich nur spektakuläre Raubtiere, oder aufregende Verfolgungsjagden wie im ersten Teil sehen will, ist mit ‚Jurassic World: Das gefallene Königreich‘ richtig aufgehoben.
Wer eine sinnvolle Weiterentwicklung erwartet, mit einer logischen, nachvollziehbaren Handlung, wird leider enttäuscht.
Auf der DVD/Blu-ray von ‚Jurassic World: Das gefallene Königreich‘ befindet sich sehenswertes Bonusmaterial wie Eindrücke vom Set, die Entstehung der visuellen Effekte und einzelner Szenen, oder Chris Pratts Jurassic-Tagebücher (Vlogs) u.v.m.
Drehbuch: Derek Connolly, Colin Trevorrow
Produzenten: Frank Marshall, Patrick Crowley, Belén Atienza
Kamera: Oscar Faura
Schnitt: Bernat Vilaplana
Musik: Michael Giacchino