Christopher Nolan inszeniert mit „Oppenheimer“ einen Film über den „gefeierten“ Wissenschaftler und Physiker J. Robert Oppenheimer, der die erste Atombombe der Welt entwickelte und schnell erkennen musste, was er der Welt mitgab; den Schrecken einer der zerstörerischsten Bomben die die Welt je gesehen hat. Das noch warme Blut klebe an seinen Händen, sagt R. Oppenheimer im Film zum US-Präsidenten Truman (gespielt von Gary Oldman). Dieser preist Oppenheimer für seine Entwicklung und dessen Bedeutung für Amerika und die freie Welt. Es sei wichtig gewesen die Bombe vor den Sowjets und vor allem den Nazis zu besitzen. Was heute schnell vergessen wird; die Atombombe sollte ursprünglich Nazi-Deutschland auslöschen. Der spätere Zeitpunkt der Fertigstellung der Bombe und der Kriegsverlauf (1945 war die Niederlage Nazi-Deutschlands besiegelt) verhindern dies. Kaum vorstellbar, wie Deutschland heute aussehe, hätten die Amerikaner tatsächlich eine oder mehrere Atombomben auf das Land abgeworfen. Stattdessen ereilte dieses Schicksal bekanntermaßen mit den Städten Hiroshima und Nagasaki Japan.
Der Abwurf auf das japanische Kaiserreich hatte 1945 keinerlei militärische Bedeutung mehr. Die Amerikaner waren der Meinung, nur der Abwurf dieser Bomben würde den 2. Weltkrieg definitiv beenden, da die Abschreckung – für Freund und Feind – einfach zu gewaltig sei. Japan war demnach auf zynische Weise Machtdemonstration und Testballon zugleich für Amerika. Diese Auswirkungen des Atomschlags sind bis heute sichtbar und waren damals so sicherlich nicht vorhersehbar.
„Oppenheimer“ von Chris Nolan ist ein beeindruckender Film, der stets den Schrecken dieser Bombe – den die Verantwortlichen seinerzeit in den Kriegswirren verherrlichten – vor Augen führt. Oppenheimer – Genie und tragische Figur, beeindruckend verkörpert von Cillian Murphy.
Neben Barbie und Mission Impossible 7 ist „Oppenheimer“ DER Sommer-Blockbuster des Jahres 2023. Erfrischenderweise alles Filme die zur Abwechslung mal nicht aus dem Hause Marvel/Disney kommen. Dabei spielt es keine Rolle welcher dieser Filme nun „der beste“ sei und das Potenzial hat zum besten Film des Jahres zu avancieren. Auch wenn das Battle „Barbenheimer“ gerade in den Sozialen Medien steil geht. (Übrigens sieht man „Barbenheimer“ mit seinen Memes etc. in Japan selbst sehr kritisch. Nachvollziehbar, da dies den Inhalt und Ernst des Filmes „Oppenheimer“ aus Sicht der Japaner verharmlost.)
Diese Einordnung und Kategorie braucht es nicht, zumal damit immer überstiegene Erwartungen geschürt werden, die es nicht braucht. Ein Film muss sich sowieso daran nicht messen lassen. Wenn man es sich nicht ganz so einfach machen will, sollte man Filme sowieso anders bewerten und beurteilen.
Viel wichtiger ist manchmal, welche Bedeutung das Werk hat. Was ein Film erzählt und welche Auswirkung diese Erzählung und das Kinoerlebnis auf die Zuschauer hat.
„Oppenheimer“ ist so ein Film. Visuell ein Erlebnis. Nicht weniger war von Nolan zu erwarten. Noch wichtiger ist aber vor allem dessen Bedeutung.
Ob „Oppenheimer“ nun der beste Film des Jahres ist, ist irrelevant. Ist er der „wichtigste“, ein Film den – wenn man das so sagen will – „gesehen haben muss“? Ja, unbedingt.
Weil er das Bewusstsein einer unsichtbaren Gefahr schärft, die heute wieder über uns allen schwebt. Nach dem kalten Krieg war die Gefahr eines Atomschlags vermeintlich vorbei. Dachten wir.
Dabei ist die Angst vor einem dritten Weltkrieg und den Einsatz von Atomwaffen stärker denn je. Die aktuelle politische Weltlage holt alte Ängste vor „der Bombe“ auf erschreckende Weise hervor, wie wir hofften sie lägen längst hinter uns.
80 Jahre nach dem Bau der ersten Atombombe, gibt es heute so viele Atomwaffen wie nie zuvor. Der Atomwaffensperrvertrag wurde einseitig von Russland aufgekündigt. Atomwaffen werden wieder in anderen Ländern stationiert, gedroht diese einzusetzen.
Blut klebe an seinen Händen, sagte einst Robert Oppenheimer. Warmes Blut, dass er noch spüren könne, Jahre nach dem Bau der ersten Bombe. Was würde Oppenheimer heute über „seine Erfindung“ denken, wenn er wüsste dass Hiroshima und Nagasaki keine Abschreckung für die Menschen waren, sondern im Gegenteil, eine hemmungslose Aufrüstung mit den verheerendsten Waffen der Menschheitsgeschichte nach sich zog. Trotz des Wissens was diese Waffen anrichten?
Oppenheimer würde vermutlich den Glaube an die Menschheit verlieren und sich mehr denn je wünschen, er hätte nie am „Manhattan-Project“ mitgewirkt.
Denn seine Arbeit hat das schlimmste im Menschen hervorgebracht. Den Wunsch nach Zerstörung, den Willen eine vernichtende Waffe zu besitzen, die alles Leben auslöscht.
„Oppenheimer“ (Kinostart 20. Juli 2023) ist ein Blockbuster den man im Kino sehen muss. Für die Bilder, für den Sound, für’s Feeling. Auf „Trinity-Test“, so der Codename der ersten Zündung einer Atombombe, läuft vieles hinaus, ist aber mitnichten das Finale, so viel sei gesagt, denn der Film erzählt mehr. Christopher Nolan lässt die Zuschauer gerade in der aktuellen Weltlage mit einem bedrückenden Gefühl zurück. Bestes stimmungsvolles Blockbuster-Kino a la Nolan, ohne Verwirrungen eines Tenet, was einen wunderbaren Kontrast zu Greta Gerwigs „Barbie“ darstellt. So einen Blockbuster-Sommer (samt Mission Impossible 7) und gute Gründe für einen Kinobesuch hatten wir schon lange nicht mehr.