FilmReviewsFilm Review: 'Christopher Robin'

Film Review: ‚Christopher Robin‘

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Regie: Marc Forster
Cast: Ewan McGregor, Hayley Atwell, Bronte Carmichael, Mark Gatiss
USA 2018
94 Minuten


„Ein Tag ohne einen Freund ist wie ein Topf ohne einen einzigen Tropfen Honig darin.“
– Winnie Puuh

Altmodisch, manchmal kitschig, Slapstick, witzig, traurig, schön.
‚Christopher Robin‘ von Marc Forster ist vieles.
Aber wenig überraschend oder gar eine innovative Neuverfilmung. Der erste Realfilm über Winnie Puuh mit den Originalstimmen um Jim Cummings ist großartig animiert, die Tiere sehen einfach toll aus. Der Film beginnt damit, in kurzen Kapiteln das Leben des jungen Christophers, Puuhs und seinen Freunden mit Zeichnungen im Stile A.A.Milne zu erzählen. Ein wenig Nostalgie kommt da durchaus auf.
Christopher (Ewan McGregor) ist inzwischen erwachsen, hat eine Familie. Er arbeitet hart. Aber ohne echte Perspektive im Leben. Wirklich glücklich ist er nicht. Bis Puuh wieder auftaucht und Christopher mit seinen schlauen Sprüchen aufmuntern will. Das ist im großen und ganzen der Plot.
Die Geschichte ist sehr vorhersehbar. Was vor allem das Erwachsene Publikum stören dürfte. Es sind auch viel eher die kleinen Dinge die hervorzuheben sind. So arbeitet Marc Forster einige Klassiker ab, wie das Puuh natürlich einen Topf voll Honig umschmeißt und mitten in den Honig tapt, der obligatorische rote Ballon und viele weitere.
Aber vor allem die Momente zwischen Christopher und Winnie Puuh sind zauberhaft, der kleine Bär der oft als Tollpatsch und stets schwer von Begriff ist, sieht die Welt mit seinen zwei Knopfaugen weniger kompliziert und ist nie verlegen einen seiner legendären Weisheiten zum besten zu geben. Ein Bär, der das gute im Menschen sieht. So will er Christopher helfen, endlich wieder glücklich zu werden. Ganz so wie früher. Das klingt nach Kitsch, und ist es auch. Aber es ist eben eine Disney/Winnie Puuh-Verfilmung. Feuchte Augen inklusive.

Piglet, Pooh, Rabbit, Roo, Kanga, Tigger and Eeyore in Disney’s live-action Abenteuer ‚Christopher Robin‘.

Dabei findet ‚Christopher Robin‘ aber nicht seinen eigenen Weg. Zu sehr orientiert man sich an die Vorlagen. Wie beschrieben, Forster arbeitet einige Must-haves ab, und verliert dabei ein wenig seine Geschichte aus den Augen.
Der Realfilm ist kein reiner Kinderfilm, sondern soll auch Erwachsene ansprechen.
Schon aufgrund der „Erwachsenengeschichten“ zwischen Christopher und seiner Frau Evelyn (Hayley Atwell), die sich mit den Problemen innerhalb einer Ehe beschäftigen.
Aber diesen Spagat zwischen beiden Zielgruppen bekommt der Film nicht ganz hin. Für Kinder sind diese Themen beispielsweise überflüssig, für Erwachsene ist der Animationsfilm zu vorhersehbar. Und die Tatsache in seiner Erzählstruktur auf Nummer sicher gehen zu wollen.

Als Realfilm ist ‚Christopher Robin‘ mit seinen launigen Charakteren gelungen. Toll animiert. Als „Coming-of-age“, beziehungsweise Abenteuerfilm hat er seine Schwächen. Ewan McGregor als Christopher Robin gibt zwar alles, aber bis auf wenige Momente, will der Funke nicht überspringen.


Drehbuch: Alex Ross Perry, Tom McCarthy, Allison Schroeder
Produzenten: Brigham Taylor, Kristin Burr
Kamera: Matthias Koenigswieser
Schnitt: Matt Chessé
Musik: Jon Brion, Geoff Zanelli

Ab 13. Dezember 2018 auf DVD/Blu-ray

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'Christopher Robin' ist keine perfekte Auferstehung des süßen Bären. Aber als Realfilm-Animation absolut sehenswert. Nur die Geschichte ist gerade für das Erwachsene Publikum mitunter ermüdend. Marc Forster kann dem Winnie Puuh-Universum nicht so recht seinen eigenen Stempel aufdrücken. Wer sich allerdings schon bei den Trailern in den Honig liebenden Bären verliebt hat, der sollte sich auch definitiv den Film anschauen, denn Puuh versprüht trotz allem seinen unverwechselbaren Charme auf die große Leinwand.Film Review: 'Christopher Robin'