Der Südkoreaner Bong Joon-ho erhält für ‚Parasite‘, eine zugespitzte Kapitalismusparabel über Verdrängung im eigenen Haus, die Goldenen Palme, dem Hauptpreis des Festivals.
Nach ‚Shoplifters‘ im vergangenen Jahr, vom Japaner Kore-eda Hirokazu, triumphiert damit das asiatische Kino zum zweiten Mal in Folge.
Den zweitwichtigsten Preis, den Grand Prix, konnte die Französin Mati Diop nach Hause nehmen. Ihr Film ‚Atlantique‘ war ein doppeltes Debüt: Er war sowohl der erste Film einer schwarzen Frau im Wettbewerb als auch der erste lange Spielfilm von Diop, die bis dato nur Kurzfilme gedreht hatte.
Antonio Banderas wurde für seine begeisterte Darstellung des Alter Egos von Regisseur Pedro Almodóvar in ‚Leid und Herrlichkeit‘ als bester Darsteller ausgezeichnet. Die Britin Emily Beecham gewann als beste Darstellerin für ‚Little Joe‘, ein Film der österreichischen Regisseurin Jessica Hausner, der Elemente von Horror, Thriller und Satire mischt.
Den Jury-Preis teilten sich ‚Les Misérables‘ des Franzosen Ladj Ly und ‚Bacurau‘ des Brasilianers Kleber Mendonca Filho. Beide Filme verhandeln soziale Konflikte, erster in der Pariser Banlieue, letzter in der brasilianischen Provinz.
Für das belgische Brüderpaar Jean-Pierre und Luc Dardenne gab es den Preis für die beste Regie. Ihr Drama ‚Young Ahmed‘ über einen jungen Moslem, der sich radikalisiert und seine Lehrerin zu töten versucht, galt vielen als Nebenwerk sowohl im Wettbewerb als auch im Oeuvre der Dardennes.
Für das beste Drehbuch wurde Céline Sciamma ausgezeichnet. Ihr Liebesfilm ‚Portrait de la jeune fille en feu‘ galt bei vielen als würdiger Palmengewinner. Es reichte aber nur für einen Nebenpreis.
Eine besondere Erwähnung wurde der Tragikomödie ‚It Must Be Heaven‘ des palästinensischen Regisseurs Elia Suleiman zuteil.
Zu den Preisen, die bereits vorab vergeben worden waren, gehören die Auszeichnungen der offiziellen Nebenreihe „Un Certain Regard“ sowie der unabhängigen Nebenreihen „Quinzaine des Réalisateurs“ und „Semaine de la Critique“. In „Un Certain Regard“ gewann das brasilianische Melodram ‚A Vida Invisível de Eurídice Gusmao‘ von Karim Ainouz. In der „Quinzaine“ setzte sich ‚J’ai perdu mon corps‘ von Jérémie Clapin durch. Die „Semaine“ kürte ‚Alice et le maire‘ von Nicolas Pariser als besten europäischen Film. Damit setzten sich zwei französische Filmmacher durch.
Als Jurypräsident fungierte in diesem Jahr der mexikanische Regisseur Alejandro Iñarritú, ihm zur Seite standen Kelly Reichardt, Alice Rohrwacher, Pawel Pawlikowski, Yorgos Lathimos und Robin Campillo (alle Regie), der Comic-Zeicher Enki Bilal, die Schauspielerin Elle Fanning sowie die Schauspielerin und Regisseurin Maimouna N’Diaye.