Der diesjährige Filmpreis fand unter außergewöhnlichen Umständen statt. Zum ersten Mal live im TV, ohne Publikum, Gäste und Nominierte im Studio. Mit aber immerhin kurzen Auftritten – unter Einhaltung der Abstandsregeln – von Fahri Yardim, Kim Riedle oder Ronald Zehrfeld. Edin Hasanovic hatte daher eine besonders schwere Aufgabe zu meistern, denn er trat im Prinzip als Alleinunterhalter auf. Vor zwei Jahren, bei seiner ersten Moderation des Deutschen Filmpreises, konnte er noch auf das Publikum im Saal setzen. Nun war der Fokus ganz allein auf den Schauspieler gerichtet, eine Interaktion mit großem Publikum nicht möglich. Und das auch noch live im deutschen Fernsehen. Entsprechend konnte Hasanovic seine Nervosität nicht verbergen, mit der er auf erfischende Weise offen umging. Ein paar Patzer blieben nicht aus, und in der Technik bei Live-Schalten steckt man sowieso nicht drin.
Die Deutsche Filmakademie und der Deutsche Filmpreis wollten mit der Show in der Corona-Krise vor allem ein wichtiges Zeichen setzen; trotz der geschlossenen Kinos und Theater – mit der Gewissheit das Kino kommt zurück – soll mehr denn je der Film und das Kino gefeiert werden. So auch der Appell vom Präsidenten der Deutschen Filmakademie Ulrich Matthes: „Das Kino soll leben… bitte vergesst die Kultur nicht!“
Die Gala zeigte daher bei allem Unterhaltungswert und Freude der Preisträger; Kunst und Kultur lebt vom Austausch, von Kontakt, Inter- und Gegenreaktionen, von seinem Publikum. So auch der Deutsche Filmpreis. Etwas, das man schmerzlich an diesem Abend, aber auch im gegenwärtigen Alltag vermisst. Und so eine Preisverleihung ohne Applaus, in einem fast totenstillen Studio ist schon sehr gespenstisch. Der Abend sollte auch ein wenig Hoffnung machen. Die Kunst, Kultur, das Kino und der Film sind natürlich nicht tot. Wir werden wieder in die Kinos, Museen und Theater gehen, oder Clubs und Festivals besuchen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Zusammenstehen, solidarisch sein und nicht Müde werden um an Politik und Gesellschaft den Appell zu richten; Vergesst uns nicht!

Mit acht Lola’s ist ‚Systemsprenger‘ von Nora Fingscheidt der große Gewinner des Abends. Der mit 11 Nominierungen ins Rennen um die begehrte Trophäe gestartete ‚Berlin Alexanderplatz‘ konnte fünf Lola’s für sich gewinnen.
Alle Preisträger im Überblick:
Bester Spielfilm in Gold
Systemsprenger
Produktion: Peter Hartwig, Jonas Weydemann, Jakob D. Weydemann · Kineo Filmproduktion, Weydemann Bros., Oma Inge Film
Regie und Buch: Nora Fingscheidt
Bester Spielfilm in Silber
Berlin Alexanderplatz
Produktion: Leif Alexis, Jochen Laube, Fabian Maubach · Sommerhaus Filmproduktion
Regie: Burhan Qurbani · Buch: Martin Behnke, Burhan Qurbani
Bester Spielfilm in Bronze
Es gilt das gesprochene Wort
Produktion: Ingo Fliess · if… Productions, Loin Derrière L’Oural
Regie: Ilker Çatak · Buch: Nils Mohl, Ilker Çatak
Bester Dokumentarfilm
Born in Evin
Produktion: Alex Tondowski, Ira Tondowski · Tondowski Films, Golden Girls Film
Regie: Maryam Zaree
Heimat ist ein Raum aus Zeit
Produktion: Heino Deckert · Ma.ja.de. Filmproduktions GmbH
Regie: Thomas Heise
Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien
Produktion: Frieder Schlaich, Irene von Alberti · Filmgalerie 451
Regie: Bettina Böhler
Bester Kinderfilm
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl
Produktion: Jochen Laube, Fabian Maubach, Clementina Hegewisch · Sommerhaus Filmproduktion, Warner Bros. Germany, NextFilm Filmproduktion, La Siala Entertainment, hugofilm features
Regie: Caroline Link · Buch: Caroline Link, Anna Brüggemann
Fritzi – Eine Wendewundergeschichte
Produktion: Ralf Kukula, Richard Lutterbeck · Balance Film, TrickStudio Lutterbeck, MAUR film, Doghouse Films, Artémis Productions
Regie: Ralf Kukula, Matthias Bruhn · Buch: Beate Völcker
Beste Regie
Ilker Çatak · Es gilt das gesprochene Wort
Nora Fingscheidt · Systemsprenger
Burhan Qurbani · Berlin Alexanderplatz
Bestes Drehbuch
Martin Behnke, Burhan Qurbani · Berlin Alexanderlatz
Nora Fingscheidt · Systemsprenger
Nils Mohl, Ilker Çatak · Es gilt das gesprochene Wort
Beste weibliche Hauptrolle
Anne Ratte-Polle · Es gilt das gesprochene Wort
Alina Serban · Gipsy Queen
Helena Zengel · Systemsprenger
Beste weibliche Nebenrolle
Jella Haase · Berlin Alexanderplatz
Lisa Hagmeister · Systemsprenger
Gabriela Maria Schmeide · Systemsprenger
Beste männliche Hauptrolle
Jan Bülow · Lindenberg! Mach dein Ding
Welket Bungué · Berlin Alexanderplatz
Albrecht Schuch · Systemsprenger
Beste männliche Nebenrolle
Pasquale Aleardi · Ich war noch niemals in New York
Godehard Giese · Es gilt das gesprochene Wort
Albrecht Schuch · Berlin Alexanderplatz
Beste Kamera / Bildgestaltung
Yoshi Heimrath · Berlin Alexanderplatz
Frank Lamm · Deutschstunde
Jieun Yi · O Beautiful Night
Bester Schnitt
Stephan Bechinger, Julia Kovalenko · Systemsprenger
Bettina Böhler · Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien
Heike Gnida · Pelikanblut
Andreas Menn · Mein Ende. Dein Anfang.
Bestes Szenenbild
Silke Buhr · Berlin Alexanderplatz
Matthias Müsse · Ich war noch niemals in New York
Sebastian Soukup · Narziss und Goldmund
Tim Tamke · Freies Land
Bestes Kostümbild
Ingken Benesch · Freies Land
Sabine Böbbis · Lindenberg! Mach dein Ding
Thomas Oláh, Nora Bates · Ich war noch niemals in New York
Bestes Maskenbild
Helene Lang ∙ Narziss und Goldmund
Astrid Weber, Hannah Fischleder · Lindenberg! Mach dein Ding
Gerhard Zeiss · Ich war noch niemals in New York
Beste Filmmusik
Lorenz Dangel · Deutschstunde
Dascha Dauenhauer · Berlin Alexanderplatz
John Gürtler · Systemsprenger
Beste Tongestaltung
Simone Galavazi, Michel Schöpping · Berlin Alexanderplatz
Andreas Mücke-Niesytka, Martin Steyer, Dominik Schleier, Benjamin Hörbe, Bettina Böhler · Undine
Corinna Zink, Jonathan Schorr, Dominik Leube, Oscar Stiebitz, Gregor Bonse · Systemsprenger
Beste visuelle Effekte und Animation
Frank Kaminski · Berlin Alexanderplatz
Sven Martin · Ich war noch niemals in New York
Jan Stoltz, Claudius Urban · Die Känguru-Chroniken
Besucherstärkster Film
Das perfekte Geheimnis · Regie: Bora Dagtekin · Produktion: Lena Schömann
Ehrenpreis
Edgar Reitz