Vor einiger Zeit bekam ich eine digitale Aufforderung von Netflix, mir doch mal eine neue Serie anzusehen: “Stranger Things“. Wie so oft ignorierte ich das Angebot erstmal, bis meine Buddys mir von einem neuen Hype erzählten. Irgendwas mit Kindern und der Spruch: “Ist irgendwie so wie Goonies – nur ein wenig stranger eben!” machte die Runde. Neugierig geworden sah ich mir bei der nächstbesten Gelegenheit die erste Folge der Serie an.
Und da war es: das Gefühl, meine Nike Old-School-Schuhe anziehen zu müssen (die leider schon lange im Mülleimer gelandet sind), mich auf mein BMX-Rad zu schmeissen (das ich leider nicht mehr besitze) und meine Freunde aus der Nachbarschaft zu einem Wettrennen um den Block einzuladen (die leider alle nicht mehr da wohnen – ich wohne selbst inzwischen woanders). Da ich dieses Verlangen nicht befriedigen konnte, holte ich mir ein Eis aus der Tiefkühle, wohl wissend, dass ich das am nächsten Tag auf der Waage bereuen würde – aber das war in dem Moment völlig egal! Ich wollte ein Stück meiner Kindheit wieder erleben – es schmecken und fühlen – und alles nur weil ich die Folge einer neuen Serie gesehen hatte… Warum?
Liegt es daran, dass die komplette Serie als Hommage an die 80er Jahre Filme angelegt ist? Vermutlich, denn die Referenzen darin sind so zahlreich, dass man sie kaum alle nennen kann. Für mich, die in den 80ern meine Kindheit verlebt hat, spielen jedoch nur einige davon eine tragende Rolle.
Goonies in my mind
Zunächst und sofort muss ich natürlich “E.T. der Ausserirdische” nennen – meinen ersten Kinofilm überhaupt. Steven Spielbergs Familienfilm-Klassiker aus dem Jahr 1982, mit dem er bewies, dass man „auch mit Kinderfilmen“ richtig viel Geld machen kann. Zugleich erfüllt er sich mit der Kreation dieses wirklich liebenswürdigen Ausserirdischen seinen eigenen Kindheitstraum eines wahren Freundes. Für mich, und vermutlich sogar für eine ganzen Generation, hat Spielberg damit eine erste ernst zunehmenden mediale Identifikationsfläche geschaffen. Das gesamte Setting ähnelte auf faszinierende Art und Weise meinem eigenen Zuhause, die grundlegenden Probleme der Akteure waren dieselben wie meine und vor allem die Freundschaft zwischen den Geschwistern und Freunden, ist haargenau das, was ich meinen Freunden und Geschwistern gegenüber empfand – eine gespiegelte Wirklichkeit meiner Welt!
Als 1985 Richard Donner unter der Leitung von Steven Spielberg den Film “The Goonies” in die Kinos brachte, erneuerte sich bei mir der Eindruck vom “Alt-Bekanntem”. Mein Drang mit meinen Freunden Abenteuer zu erleben, verborgene Schätze zu finden und mir dadurch den Respekt der Erwachsenen zu sichern, erwachte – again! Durch den Wiedererkennungswert des Settings und der Dialoge fiel es mir leicht, mich in den Film hineinzuversetzen, ihn zu verstehen. Und dies, obwohl ich im wahren Leben natürlich nie ein Piratenschiff gefunden habe – ich lebte noch nicht mal in der Nähe eines Meeres. Doch der Film rief in meiner Kinderseele noch mehr hervor: den Wunsch, mich zu beweisen und nach nie enden wollender Freundschaft.
I never had any friends later on like the ones I had when I was twelve. Jesus, does anyone?
(Stand by me, 1986)
Mit der Stephen King Verfilmung “Stand by me” war das Kino für mich an seinen Höhepunkt angelangt. Ein Film, nicht nur nach meinem visuellen Geschmack, sondern auch eine Story, die sich mit mehr als reinen Kinder-Abenteuern beschäftigte. Die Sorgen und Nöte von “young adults” wurden darin nicht nur angedeutet, sondern richtig analysiert – und zwar nicht von Erwachsenen, die sowieso keine Ahnung hatten, sondern von Gleichaltrigen und damit Brüdern im Geiste. Also, wie im normalen Leben auch – jedenfalls bei mir.
Childhood for ever
Und nun, knapp 30 Jahre später, schaue ich eine Serie, die mich in genau die Zeit zurück versetzt hat (und zwar mit Haut und Haaren), in der ich glücklich und sorgenfrei war – in meine Kindheit und Jugend! Die Macher der Serie Matt & Ross Duffer haben es geschafft, einen Periode wieder aufleben zu lassen, in denen das höchste Gut eines Kindes sein BMX-Rad, ein transportables Kassettenabspielgerät und das Spielen mit seinen Freunden war. Handys gab es nicht, Social Media = ein Fremdwort, aber es gab andere Dinge, deren Wert heute nicht mehr so hoch im Kurs stehen: direkte soziale Interaktion und das Spielen im Freien!
Kids on bikes
Stranger Things – und die Kindheit kehrt zurück!
Ich genoss die erste Staffel “Stranger Things”, wie sonst selten eine Serie. Acht Folgen lang konnte ich die Abenteuer der vier Protagonisten miterleben – und mich dabei fühlen, als wäre ich wieder 10 Jahre alt! Danach fand ich zwar problemlos wieder in meinen Alltag zurück, doch ein wenig Wehmut blieb.
Als der Trailer der zweiten Staffel veröffentlicht wurde, war ich den Tränen nah. Nicht nur, dass diese Staffel die erste vollkommen in den Schatten stellen könnte. Nein, der Trailer ist auch mit einem meiner Lieblingssongs unterlegt – Michael Jacksons “Thriller“! Sendestart: wie sollte es auch anders sein, Halloween! Und schon war es wieder da, das Gefühl zurückzukehren, in eine Zeit, in der die Goonies real waren….